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Literaturwissenschaftsseminare > Puritanismus > 2 Finding and Founding

Literatur und Kultur des Puritanismus

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2020/21 (online)

 

2 Finding and Founding: das Selbstverständnis der Pilgerväter

Noch vor dem Landgang nahe dem heutigen Provincetown unterzeichneten die Passagiere der Mayflower am 3. November 1620 den sog. „Mayflower-Vertrag“. Es handelt sich dabei um eine Übereinkunft, an jenem Ort (statt an dem eigentlich avisierten in Virginia) zu siedeln, mit dem Ziel, eine autarke, selbstverwaltete Gemeinschaft aufzubauen. Gleichzeitig werden gleiche Rechte für alle Siedler festgeschrieben. Diese Punkte sind der Grund dafür, dass der Mayflower-Vertrag auch als Proto-Verfassung bezeichnet wird.

Der erste Winter wird für die Ankömmlinge zur Zerreißprobe: Kälte, Mangelernährung und fehlende Unterkünfte setzen den Siedlern zu, nur rund 50% von ihnen erleben das nächste Frühjahr. Doch auf die Monate der Not folgt eine Zeit des Aufbruchs und des Überflusses. Mit Hilfe der Wampanoag, einem ortsansässigen Stamm von Native Americans, die den Siedlern Jagdgründe und geeignete Methoden des Ackerbaus zeigen, fassen die Puritaner allmählich Fuß und werden heimisch in der „Neuen Welt“.

Während William Bradford in seiner Geschichte der Kolonie (Of Plymouth Plantation) zwar die erfolgreiche Ernte 1621 und die Freude darüber erwähnt, findet sich beim ihm keine Darstellung eines gemeinsamen Festes mit den Natives. Dieses ist jedoch bei Edward Winslow belegt, einem anderen Mayflower-Passagier und hochrangigem Gemeindemitglied, der explizit eine gemeinsame, drei Tage dauernde Feier beschreibt, zu der beide Parteien großzügig Speisen beitragen und mit einander die gute Ernte zelebriert hätten.

Die Puritaner und die Wampanoag wurden in der US-amerikanischen Wahrnehmung erst ab ~1900 mit der Tradition des Thanksgiving-Festes identifiziert, in dem eine Idealisierung und Harmonisierung der ambivalenten Beziehung der Siedler und der einheimischen Natives deutlich wird. Das Thanksgiving-Fest wird dabei zur Inszenierung eines patriotisch-friedvollen Selbstbildes der Puritaner und in ihrer Nachfolge der weißen Amerikaner, das die harte Expansionspolitik der Siedler, spätestens nach 1660, ausblendet.

 

⇒ 3 Puritanischer Glauben: Die „Erwählten“