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Ägyptologie-Seminare > Moby-Dick

Herman Melvilles Moby-Dick und die Ägyptomanie der American Renaissance

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Sommersemester 2018

 

Einführung

In der literarischen Epoche der American Renaissance, auf dem Höhepunkt der Ägyptomanie des 19. Jahrhunderts, veröffentlichte Herman Melville 1851 seinen Roman Moby-Dick, der heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört. Zeittypisch finden sich in Melvilles Text konkrete Bezüge auf die Religion, Mythologie und Kultur des alten Ägypten. Die Bedeutung dieser Referenzen erweist sich in Moby-Dick jedoch als außergewöhnlich weitreichend und in besonderem Maße sinnstiftend. In der Geschichte des unerbittlichen Kampfes zwischen dem monomanischen Kapitän Ahab und dem weißen Wal schaffen Melvilles außerordentliche Sprachgewalt und die widerkehrenden Text- und Bildmotive aus dem Themenkreis des alten Ägypten einen eigenen Subtext, der es erlaubt, Melvilles Meisterwerk zur Gänze in diesem Kontext zu lesen und zu interpretieren.

Die summarisch als „das Alte Ägypten“ bezeichnete frühe Hochkultur am Nil wird in die Hauptzeitabschnitte Altes, Mittleres und Neues Reich sowie die Spätzeit untergliedert:

Altes Reich: 2707 - 2170 v. Chr.
Mittleres Reich: 2119 - 1794 v. Chr.
Neues Reich: 1550 - 1069 v. Chr.
Spätzeit: 660 - 332 v. Chr.

Unterbrochen werden diese Abschnitte durch die sogenannten Zwischenzeiten, Zeiten sozialer und politischer Unruhen, die oftmals von Fremdherrschaften begleitet waren. Die Spätzeit endete mit dem Einzug Alexander des Großen in Ägypten, der sich zwar traditionell als Sohn Amuns zum König des Pharaonenreiches krönen ließ, zugleich jedoch die von einer verstärkten Öffnung hin zum politisch und kulturell mehr und mehr dominierenden Mittelmeerraum geprägte graeco-romanische Epoche begründete, welche die Geschichte des alten Ägypten endgültig beschließt.

Das Seminar zeigt anschaulich und eng am Text wie das mythische und speziell das altägyptische Denken Inhalt und Struktur von Moby-Dick prägen. Anhand der Themenkomplexe „Figuren“ und „Figurenkonstellationen“ sowie der dimensionalen Größen Raum und Zeit wird die weitreichende Bedeutung dieser im gesamten Text nachweisbaren Motivik sichtbar. Ausgewählte Textstellen werden unmittelbar mit den altägyptischen Vorlagen verglichen und zu ihnen in Beziehung gesetzt. In Verknüpfung mit dem in der Psychologie etablierten Begriff der Archetypen, „Urbildern“ des menschlichen Unbewussten, ergibt sich ein völlig neues Verständnis dieses Klassikers der Weltliteratur.

 

⇒ 1 Einführung und geschichtlicher Hintergrund: Die Ägyptomanie des 19. Jahrhunderts

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