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Ägyptologie-Seminare > Hieroglyphen > 5 Häufig gebrauchte Formulierungen

Einführung in die altägyptische Hieroglyphenschrift

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2017/18

 

5 Häufig gebrauchte Formulierungen
Beispiele und Übersetzungen

Wie in jeder Sprache, so verwendeten auch die Alten Ägypter bestimmte Formulierungen rekurrent an einander entsprechenden Textstellen – es waren sozusagen „Standardformulierungen“, die sich zum Ausdruck eines bestimmten Gedankens herausgebildet und etabliert hatten. Sie sind als Textbausteine leicht zu erkennen, und ihre Kenntnis erleichtert die Einordnung von und die Orientierung in hieroglyphischen Texten. Ein Beispiel dafür ist die Wunschformel „Leben Heil Gesundheit“, mit der der Schreiber in knapper Weise diesen formalisierten Wunsch für den Pharao formulieren konnte, der in dieser Form z. B. gerne in Anreden bzw. Grußformeln verwendet wurde (Abb. 1).

 

Abb. 1 Die drei Hierglyphen sind eine Abkürzungsformel. Während das Henkelkreuz (links) den gesamten Lautwert widergibt, stellen das mittlere und das rechte Zeichen jeweils nur Teile des Wortes dar, das gemeint ist (s. Beischriften im Bild). Die Lesrichtung leitet sich aus dem rechten Zeichen ab, das die Seitenansicht eines über einen Holm gelegten Tuches darstellt. Die länger herabhängende Seite des Tuches zeigt zum Textanfang.

 

Die Namen der Pharaonen

Seit der 11. bzw. 12. Dynastie trug jeder ägyptische König insgesamt fünf Namen. Während er seinen Geburtsnamen von Kindheit an trug, nahm er die übrigen vier bei der Krönung an.

Die fünf Namen der Pharaonen am Beispiel Ramses‘ II.

Horus-Name: Starker Stier, Geliebter der Maat
nebti-Name: Mit großem Ansehen, Beschützer Ägyptens
Goldhorusname: Groß an Schlagkraft, Geliebter der Beiden Länder
nesut-biti-Name: Stark/mächtig ist die Gerechtigkeit des Re, erwählt von Re
Geburtsname, sa-re-Name: Re ist der, der ihn geboren hat, Geliebter des Amun

Die vier bei der Krönung hinzugenommenen Namen stellen dabei eine Art „Regierungsprogramm“ dar, die einen Eindruck davon vermitteln, welche Schwerpunkte der Pharao in seiner Regierungszeit zu setzen gedenkt und was ihm besondere Anliegen sind. Dies lässt sich gut an den folgenden Beispielen veranschaulichen.

Beispiele für Königsnamen aus der 18. und 19. Dynastie

Ahmose I., Goldhorusname: Der die Beiden Länder zusammenbindet
Nach der Vertreibung der Hyksos am Ende der Zweiten Zwischenzeit durch Angehörige der parallel in Theben herrschenden 17. Dynastie fiel Ahmose I. die Aufgabe zu, als erster König der 18. Dynastie das Land im Inneren und nach außen hin wieder zu befrieden.

Amenophis IV./Echnaton, Goldhorusname: Der die Kronen erhebt in Theben, später „Der die Namen des Aton erhebt“
Nachdem er die Sonnenscheibe Aton zum alleinigen Gott erhoben und das altägyptische Pantheon negiert hatte, änderte Amenophis IV. seinen Geburtsnamen in „Echnaton“ (~ Dem Aton wohlgefällig). Auch seinen Goldhorusnamen passte er der neuen Lehre an.

Tutanchamun, nebti-Name: Mit vollkommenen Gesetzen, der die Beiden Länder zur Ruhe bringt
Unter dem Kindkönig Tutanchamun kehrte Ägypten nach dem radikalen religiösen Umbruch Echnatons zu den alten Göttern und Traditionen zurück. Das Ziel, die innen- und außenpolitischen Umstände wieder zu beruhigen, bringt Tutanchamuns nebti-Name klar zum Ausdruck.

Ramses II., Goldhorusname: Groß an Schlagkraft, Geliebter der Beiden Länder
Ramses‘ Goldhorusname sieht seine kriegerischen Erfolge ebenso vorher wie seine Beliebtheit als Herrscher, der Ägypten eine lange Phase von Stabilität, Frieden und Prosperität brachte.

Der s3-rc-Name

Der s3-rc-Name ist der fünfte der fünf Namen des Königs, es handelt sich um seinen Geburtsnamen. s3-rc bedeutet übersetzt „Sohn des Re“. Diese Bezeichnung führten die Pharaonen seit der 5. Dynastie unter Pharao Neferirkare (~2477-2467 v. Chr.).

In der Verschriftlichung wurde der s3-rc-Name in eine Kartusche (s. o., rechts) eingeschlossen.

 

Der nesut-biti-Name

Auch der vierte der fünf Namen des Königs, der Thronname oder nesut-biti-Name, wurde wie der s3-rc-Name in eine Kartusche eingeschlossen. Beide sind auf diese Weise in einem Textkorpus leicht zu erkennen. Es handelt sich um die gebräuchlichsten Namen des Pharao, die volle Namensliste wurde nur in besonderen zeremoniellen Kontexten genutzt. Der nesut-biti-Name weist den Pharao als „König von Ober- und Unterägypten“ aus. Wie beim s3-rc-Namen werden die entsprechenden Hieroglyphen der Kartusche vorangestellt.

Eine beliebte Ergänzung war der Zusatz nb t3.wi, „Herr der Beiden Länder“ (womit Ober- und Unterägypten gemeint sind).

Mit diesem Wissen und den Listen der Ein-, Zwei- und Dreikonsonantenzeichen (wurden im Seminar verteilt) lässt sich leicht die folgende Inschrift entschlüsseln (Abb. 2).

Abb. 2 Inschrift auf einem Obelisken im Tempel der Hatschepsut bei Luxor: nesut-biti Aa-cheper-en-Ra, was so viel bedeutet wie „König von Ober- und Unterägypten, Groß ist das Wesen des Re“. Es handelt sich dabei um den Thronnamen Thutmosis‘ II., des früh verstorbenen Gemahls der Hatschepsut.

 

Der gute Gott

Die Formulierung nfr nṯr, übersetzt als „der gute Gott“, wurde gerne als Bezeichnung für den verstorbenen Pharao verwendet.

Sie findet sich daher häufig auf Bestandteilen des Grabschatzes, so zum Beispiel auf zahlreichen Beigaben aus dem Grab des Tutanchamun, wie dem goldenen Zepter oder dem sogenannten Kleinen goldenen Schrein. Auf diesem wird auch eine weitere häufige Formulierung verwendet, die über den Pharao aussagt, er sei „beschenkt mit Leben wie Re“. Die Hieroglyphen, die dies zum Ausdruck bringen, sind ebenfalls leicht einzuprägen:

Sie werden als ḏj cnḫ mj rc gelesen und sollten dem verstorbenen Pharao eine Lebensspanne bescheiden, die der des Sonnengottes Re gleicht.

 

⇒ 6 Literarische Übersetzungen