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Ägyptologie-Seminare > Amarna > 5 Widerstand

Amarna: Revolution im Alten Ägypten – Pharao Echnaton und die Alleinherrschaft der Sonne

Kurzzusammenfassung zur Seminarnachbereitung
Veranstaltung im Kontaktstudium der Universität Hamburg im Wintersemester 2019/20 und 2016/17

 

5 Vom Widerstand gegen die neue Lehre: Woran scheitert Echnaton?

Echnatons v. a. religiöse Revolution scheitert bereits kurz nach dem Tod ihres Stifters. Seinem Nachfolger Semenchkare gelingt es nicht, den Aton-Kult als neue Staatstheologie zu festigen und Achetaton dauerhaft als neue Hauptstadt zu etablieren. Doch welche Gründe führten dazu, dass Echnatons Andenken verfolgt, seine Lehre verworfen und Achetaton aufgegeben wurde?

Personen und Verortung
Echnaton koppelt den neuen Glauben untrennbar an Achetaton und an das Königspaar. Es gibt keinen Befund, der darauf hindeutet, dass es seitens des Pharao eine zeitliche Planung über diese Konstellation hinaus gab oder dass er das Thema seiner Nachfolge bedacht hätte.

Verdiesseitigung
Jenseits und Diesseits fallen im Raum des Großen Aton-Tempels zusammen. Damit entfällt das Jenseits als visualisierter Raum der Fortsetzung des gewohnten Lebens, und die Jenseitshoffnungen werden auf ein geisterhaftes Dasein im Großen Aton-Tempel reduziert, das zwar Teilhabe an Versorgung und Ritual bietet, aber kein Spiegel des umfassenden diesseitigen Lebens mehr ist.

Inhaltliche Fehlstellen
Die Ausblendung des klassischen Jenseits sowie das Schweigen über den Verbleib Atons in den Stunden der Nacht waren gewiss neben der Abschaffung des Pantheons die zweite große Glaubensherausforderung für die Ägypter. Sie laufen allen Überzeugungen, die die altägyptische Religion vor (und nach) Amarna ausmachen, zuwider.

Konflikt mit den alten Eliten
Die Abkehr von der alten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Führungselite des Landes macht Echnaton Feinde. Die Schließung der Tempel der alten Götter sowie die Entlassung der Priesterschaften vergrößerten diesen Kreis weiter. Belege für eine offene Gegenrevolution gibt es jedoch nicht.

Der distanzierte Gott
Aton ist gütig, doch unnahbar – er kommuniziert ausschließlich über Echnaton und ist für das Volk selbst nicht zu erreichen. In der Nacht verlässt er die Menschen (s. o.), so dass die Nachtstunden nicht mehr Reise und Erneuerung bedeuten, sondern lediglich die lähmende Abwesenheit des Schöpfers. Der Fortfall der religiösen Feste, die üblicherweise eine Nähe zwischen Volk und Göttern herstellten, vergrößerte die Distanz weiter.

Ausdruck des Widerstands: Die Harfnerlieder

Seit der Zeit des Alten Reiches rezitierten Harfner in Gesangform traditionelle Lobpreisungen der Götter. Bei Festlichkeiten bedeutete das Einsetzen des Harfenspiels das „Erscheinen der Götter“, und auch im Totenkult spielten die Musiker eine wichtige Rolle.
Die traumatischen Erlebnisse der Amarna-Zeit (Schließung der Tempel, Abschaffung des Pantheons) führten zu einer inhaltlichen Neuorientierung der Harfnerlieder unter Rückgriff auf literarische Motive aus dem Mittleren Reich („Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba“). Diese „neuen Harfnerlieder“ äußerten Kritik am Totenkult und hinterfragten die bisherigen ebenso wie die neuen Lebens- und Todesvorstellungen. Sie bringen die tiefgreifende Verunsicherung der Menschen und die Skepsis gegenüber der neuen Lehre zum Ausdruck. Als stilbildend gilt das sogenannte „Antef-Lied“, an dessen Form und Inhalt sich die nachfolgenden neuen Harfnerlieder orientierten.

Fazit: Der Aton-Kult scheitert letztlich vermutlich weniger an äußeren Umständen als an der radikalen, kurzfristigen und kompromisslosen Umstrukturierung der religiösen Inhalte. Es ist dieser brutale Umbruch, der dazu führt, dass die Alten Ägypter die Amarna-Zeit – so suggerieren es auch die restrospektiven zeitgenössischen Quellen – als Zeit der Gottesferne erlebten.

 

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